Mallorca ohne Massen

Es liegt in der Natur der Sache, dass Mallorca immer noch mit Vokabeln wie Massentourismus und Pauschalurlaub verknüpft ist. Vieles davon ist praktisch mit der Entdeckung der Inselperle als touristisches Urlaubsziel gewachsen und hält sich bis heute hartnäckig. Aber beim Anflug auf Mallorca fallen auch, je nach dem, aus welcher Richtung Sie kommen, die Tramuntana, die sanften Hügel, die scheinbar leere Mitte, kleine Buchten und abgeschiedene Oasen sowie die endlosen Küstenwege ins Auge - irgendwo auf dieser Insel muss es also noch mehr geben als das, wo alle sind oder hinwollen.

Wer seinen Radius erhöht und Mallorca wirklich erkundet, der wird Landstriche und ruhige Orte finden, die authentisch, charmant und mallorquin sind. Das ist Mallorca abseits der Touristenpfade. So skurril es klingen mag, aber selbst in der Hochsaison haben Teile dieser Insel etwas von Einsamkeit, weil kaum jemand da ist. Und es gibt Orte, die von Natur aus eher unter dem Radar der meisten Mallorca-Urlauber liegen. Dazu gehören weniger bekannte Museen, Wanderwege, für Besucher geöffnete Herrenhäuser und wundervolle Parkanlagen.

Es gibt Orte, die von Natur aus eher unter dem Radar der meisten Mallorca-Urlauber liegen.

Für das Erlebnis "Mallorca ohne Massen" quartiert man sich am besten direkt in einem ländlichen Hotel oder einer schönen Finca ein und organisiert seine Transfers mit dem Auto, dem Fahrrad oder in Wanderschuhen. Auch der öffentliche Nahverkehr, der übrigens besser ist als sein Ruf, kann für individuelle Reisen genutzt werden. So ist man schon mal weit weg von den überfüllten Stränden und von den touristischen Hauptrouten. Und wenn man es gut trifft, wird man in seiner Herberge auch von einem echten Mallorca-Kenner begrüßt, der zusätzlich Tipps für den ruhigen Urlaub ohne Trubel geben kann. Bei Inselmitte mag mancher sofort denken, die sei etwas zu weit weg von allem. Aber das trifft auf Mallorcas Zentrum nicht zu. In gut einer halben Stunde ist man mit dem Auto überall: in Palma, im Westen, im Osten, im Norden. Und trotzdem genießt man hier die Abgeschiedenheit.

Die Inselmitte, der Nordosten, Teile der Westküste und einige Entdeckungen im Südosten sind prädestiniert für Urlaub auf Mallorca abseits der Massen. Aber selbst wer in Palma oder einem der bekannten Badeorte im Osten ein Zimmer gebucht hat, weil es anders nicht ging, kann sich für Touren und Abenteuer in die stillen, verschwiegenen Landstriche zurückziehen. Die Tramuntana ist zu groß und ihre Aufstiege sind teilweise auch zu beschwerlich, um Massen anzulocken. Auf den namhaften Wanderwegen gibt es natürlich längst eine Rushour - deshalb lieber Alternativen gehen.

Mallorca Agroturismo - Urlaub auf dem Land

Das Stichwort für Mallorca-Urlauber, die fernab der Pauschal-Hotels mit Vollpension übernachten möchten, ist Agroturismo. Urlaub auf dem Land. Viele Landsitze und Fincas wurden in den vergangenen Jahren für den Tourismus geöffnet. Das von staatlicher Seite geförderte Programm soll einerseite neue Einnahmequellen erschließen, gleichzeitig die Urlauberströme auf Mallorca auch in unbekannte Regionen lenken und drittens dabei helfen, Mallorcas Kulturgüter zu erhalten. Viele Landhäuser sind heute einfach zu groß, um sie allein als Bauernwirtschaft zu halten - deshalb werden einige als Landhotel neu definiert. Wer den Pfaden des Agroturismo folgt, kommt ziemlich sicher und ziemlich schnell mit mallorquinischer Lebensweise in Kontakt. Agroturismo-Unterkünfte sind gut über die Insel verteilt, fast durchgängig restauriert und größtenteils auch mit Annehmlichkeiten wie einem Pool ausgestattet. Wer dann gerne doch mal an den Strand möchte, der schnappt sich sein Auto und fährt zu einem nahe gelegenen Spot. 

Klosterurlaub auf Mallorca - Übernachten in der Einsiedelei

Nicht jedes, aber einige der Klöster auf Mallorca sind immer noch ein Synonym für Einsiedelei und Ruhe. In einigen Klöstern kann man heute auch übernachten und so etwas von der Abgeschiedenheit der Orte profitieren. So bietet das Santuari de Sant Salvador bei Felantix eine Herberge auf 500 Metern Höhe und neben gepflegten Doppelzimmern auch einen Panoaramblick über die halbe Insel. Auch eines der bekanntesten Klöster auf Mallorca, Santuari de Santa Maria de Lluc", bietet weltlichen Gästen ein Zimmer mit Frühstück. Tipps dazu finden Sie auf der Themenseite "Kloster auf Mallorca".

Mallorca ohne Trubel

Grundsätzlich gilt, wer auf Mallorca Ruhe sucht, findet Sie dort, wo die anderen nicht sind oder nicht so einfach hinkommen. Ruhige Buchten der Insel sind meistens nur fußläufig oder per Boot erreichbar und frei von jeglicher Infrastruktur. Entdecken Sie Mallorca, wenn die anderen noch frühstücken oder schon auf dem Weg zum Abendbuffet sind, gestalten Sie den Tagesrhythmus ein bisschen mehr mallorquin und gehen Sie dort essen, wo es die Einheimischen tun (zum Beispiel in den Restaurants an den Schnellstraßen und Autobahnen, gute, preisgünstige Küche).

Wer das Wasser liebt, und sich nicht an die überfüllten Strände legen möchte, der zieht zu Fuß los oder mit einem kleinen Boot - auch ohne Führerschein zu mieten - und entdeckt die Küste. Selbst wenn Sie Wassersport mögen, müssen Sie an Land nicht anstehen: buchen Sie ein Boot samt Ausrüstung und genießen Sie vor der Küste ihre private Wakeboard-Tour, fahren Wasserski, Crazy Sofa oder Phantom. Zu den sichersten Methoden, in menschenleere Gegenden vorzustoßen, gehören Reiten, Wandern, Bergsteigen und Tauchen.

Mallorca ohne Touristen in Arta

10 Tipps für den Mallorca Urlaub abseits der Touristenpfade:

1. La Victoria und Coll Baix – im Schatten der berühmten Halbinsel Formentor blieb La Victoria zum Glück bislang verschont vom großen Ansturm und den Folgen. Auf der Halbinsel im Norden Mallorcas kann man noch recht unbehelligt von den großen Touristenströmen die grandiose Landschaft genießen und sich zum Beispiel auf einem circa halbstündigen Fußmarsch mit Kletterpassagen zur Bucht von Coll Baix vorarbeiten – unbedingt an festes Schuhwerk und Proviant denken. Wer es nicht ganz so beschwerlich mag, mietet zum Beispiel im Hafen von Alcudia ein führerscheinfreies Boot und fährt direkt zur Bucht. Wer an Land etwas Abgeschiedenheit sucht, geht wandern und erobert auf seinem Weg den Talaia de la Victoria.

2. Son Serra de Marina - man mag es kaum glauben, aber selbst in der belebten Bucht von Alcudia gibt es ruhige Orte ohne Massentourismus. Son Serra de Marina ist so eine Ausnahmeerscheinung. Und das, obwohl es hier einen der schönsten Naturstrände der ganzen Insel gibt - ohne jeglichen Komfort, aber mit viel Platz und glasklarem Wasser. Statt Bettenburgen finden sich hier nur ländliche Häuser, die in der Hochsaison vor allem von Spaniern bewohnt werden.

3. Manacor - Nach Palma ist Manacor die zweitgrößte Stadt der Insel und zugleich das Versorgungszentrum für den Osten der Insel. Lange wurde Manacor vom Tourismus eher stiefmütterlich behandelt, weil hier viel Industrie zu Hause ist und die Stadt früher eher als schmuddelig galt. Wenn es die berühmten Mallorca Perlen nicht gäbe, für die Manacor das Zentrum ist, wäre die Stadt in den Reiseführern wohl nie aufgetaucht. Was zumindest gut ist, um bis heute im Altstadt-Zentrum in Ruhe shoppen zu gehen. Hier sind zwar nicht vorrangig die Nobelboutiquen vertreten, wie sie auf dem Paseo del Born in Palma zu finden sind, aber es gibt viele kleine mallorquinische Shops, viel Handarbeit (Leder- und Korbwaren) und so manches Einzelstück von spanischen Desigern. Und bei der Gelegenheit lohnt auch ein Abstecher in das Museum Rafael Nadal.

4. Artà - Was für Manacor gilt, gilt ein bisschen auch für Artà. Die hübsche Stadt im Nordosten ist zwar touristisch weitaus bekannter und besser besucht, aber vom Massentourismus zum Glück auch weit entfernt. Was größtenteils denen zu verdanken ist, die über die Stadt wachen. Mit der Wehranlage Santuari de Sant Salvador im Rücken haben die Menschen in Artà den Begehrlichkeiten des Tourismus weitestgehend die Stirn geboten, was insbesondere für überdimensionierte Hotelprojekte gilt. Tradition und Kultur werden in Artà großgeschrieben. Wer Ausflüge in die Umgebung unternehmen möchte, fährt an den Strand nach Cala Torta oder Cala Mitjana oder besucht die Coves de Arta.

5. Barranc de Biniaraix - noch ein "Schattenkind". Wer an Mallorca und Schluchtenwanderung denkt, hat meistens zuerst den Torrent de Pareis vor Augen. Dort zieht es auch die meisten Menschen im Sommer hin. Mit der Schlucht von Biniaraix gibt es im Tal von Soller (Westen) ein weiteres abenteuerliches Pflaster - und das ist hier ganz wörtlich gemeint. Es ist ein gepflasterter Steinweg, der zickzack die Schlucht hinauf - und durch eine atemberaubend schöne Natur führt. Wer viel Zeit und Kraft hat, läuft von Biniaraix bis zum Cúber-Stausee.

6. Fornalutx – wenn es um die schönsten Bergdörfer auf Mallorca geht, werden Valdemossa und Deià oft als Erstes genannt – dabei ist das gar nicht weit entfernte Fornalutx schon mehrfach zum schönsten Bergdorf Spaniens gekürt worden. Wer die schmalen Gassen hinauf über das Kopfstein-Pflaster wandert und sich an den warmen, goldgelben Natursteinhäusern mit den vielen Pflanzkübeln erfreut, wird diese Wahl gerne unterschreiben. Fornalutx ist bildschön – innen und mit Blick auf den Puig Major auch außen. Am besten kommt man am späten Nachmittag zu Besuch, dann sind die meisten anderen Gäste schon wieder weg und man kann sich entspannt an dem kleinen Brunnen auf dem Marktplatz zurücklehnen.

7. Orient - wir bleiben in den Bergen der Tramuntana und schauen kurz in östliche Richtung. Dort liegt Orient - ein Traum aus Terrassen, Apfel- und Mandel-Plantagen sowie Schafen. Hier dürfte so ziemlich jeder Ruhe finden, denn es gibt wenig, das ablenken könnte. Wer nach Orient kommt, tut dies meistens zum Wandern oder Radfahren oder tatsächlich nur zum Gucken.

8. Cabrera – steht immer etwas im Schatten der weitaus bekannteren Dracheninsel (Sa Dragonera). Dabei ist dieses kleine Eiland vor der Südküste Mallorcas ein wahres Juwel. Früher war die Insel Zufluchtsort der Piraten, heute sind es gestresste Urlauber, die hier Natur und Ruhe suchen. Beides und noch jede Menge mehr, kann man auf Cabrera finden. Die Insel ist wegen der schützenswerten Flora und Fauna seit fast 20 Jahren ein Nationalpark, in dem es weder große Hotels noch Restaurants gibt – und bis auf die Mitarbeiter der Parkverwaltung sowie die der Wanderherberge auch keine Einwohner. Nach Cabrera kommt man von Colonia Sant Jordi aus zum Beispiel mit dem Schnellboot.

9. Naturpark S’Albufera – wenn es um Stille mit Vogelgezwitscher geht, ist der Naturpark S'Albufera nur schwer zu überbieten. Auf dem rund elf Kilometer langen Rundwanderweg kann man sich in die Beobachtungshütten setzen und per Fernglas der Natur beim Leben zusehen. Für Mallorca-Verhältnisse eine eher untypische Beschäftigung, aber unbedingt empfehlenswert. Und das nicht nur in der Nebensaison. Bei 30 Grad im Schatten werden nicht so viele Menschen auf die Idee kommen, die teilweise gut gegen Sonnenlicht abgeschirmten Wege zu gehen oder zu befahren - mit dem Fahrrad möglich.

10. Cap de Ses Salines - man muss einfach weiterfahren, auch wenn man das Gefühl hat, es kommt nichts mehr. Auf dem Weg von Ses Salines nach Santanyi zweigt die MA 6110 ab und führt direkt zum südlichsten Punkt der Insel: Cap de Ses Salines. Dort gibt es nicht viel mehr als einen Leuchtturm und einen kleinen Badestrand, der im Sommer zwar auch besucht wird, aber nicht unter einem Massenansturm leidet.

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